Inselausstellung: Inseln Archipele Atolle, 2008
Inseln Archipele Atolle, Ordnungen des Insularen
Künstlerische Annäherungen an verschiedene Inseln
(Inselausstellung)
Die Ausstellung zeigt Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die spezifische Aspekte des Insularen ästhetisch erfahrbar machen. Sujets sind wirkliche geographische, fiktive sowie künstliche Inseln.
Die Werke machen die Vielfältigkeit von Inseln sichtbar; die in den Kunstwerken erscheinenden Inseln sind weit gefächert: Einige sind z. B. Bali, Kalymnos, Manhattan, Phu Quoc in Vietnam, Island, die Hallig Nordstrandischmoor, Lummerland und Stevensons Schatzinsel.
Insel vs. Isolation
Einige der Arbeiten legen die kritische Beschäftigung mit der fast zwangsläufigen Meinung nahe, die für die Insel relevante Grenze sei durch das umgebende Wasser gebildet, was die Insel zu prädestinieren scheint, immer wieder als Isolationsmetapher herhalten zu müssen. Dagegen erscheint etwa der Strand als Ort der Kommunikation von Insel mit von außen Kommendem oder auch als wichtiges Moment des verbreiteten Insel-Fernwehs, so z. B. in Ira Schneiders Videoarbeit über Strände. In Jae-Hyun Yoos Modell einer erfundenen Insel, deren Form eine Mischung von Berlin und Korea ist, werden Grenzziehungen auf der Insel in den Blick genommen.
Kulturelle Bedingtheit der Inselwahrnehmung
Ein weiteres Thema ist der stets präsente Anteil kultureller Konstruktion an den Inselimagines, so in der Installation von Barbara Hindahl, die Technologie, Bilderproduktion und die je eigene Perspektive, den kulturellen Standpunkt also, intergriert.
Auch sind Werke von der Frage inspiriert, welche Eigenschaften bestimmten Inseln als Inseln vielleicht tatsächlich zuzuschreiben sind: Was könnten Erscheinungen sein, die so inselspezifisch sind, dass sie auf dem Festland nicht möglich sind?
Beteiligte KünstlerInnen mit Kurzbeschreibung der Werke
Daniela Butsch (Berlin)
Videoinstallationskünstlerin, Fotografin, Autorin
Archipelago, Schweden 2008,
98 Minuten st. Videodokument einer elfstündigen Fahrt durch die Schären-Inselgruppe vor Stockholm (Stockholms skärgård) mit Stops auf Hemsö dessen Bewohner August Strindberg als Vorlage seiner Erzählung „Die Leute von Hemsö“ dienten, auf der Insel Bullerö – bekannt geworden durch die Sommeraufenthalte des Malers Bruno Liljefors und der Filmleute Charlie Chaplin, Errol Flynn, Mary Pickford und Zarah Leander und zuletzt auf Sandhamn der am östlichsten gelegenen schicken Ferieninsel. Auch Vaxholm, die 1647 gegründete kleine Festung – neben Stockholm und Gustavsberg eine der Städte der Inselgruppe – wird passiert.
Holger Endres (Mannheim)
Performance-Künstler, Maler, Zeichner
Eine Luftmatraze, auf dem Boden liegend in einem Raum. Ich trete auf die Luftmatraze zu und setze mich auf sie. Ich setze mir einen Kopfhörer auf und verbinde einen weiteren Kopfhörer mit einem Diskman. Ich lege mich auf dem Rücken, neben mir liegend der andere Kopfhörer. Ich schalte die Musik ein und schließe die Augen. Man darf sich dazu legen. Nach zwei Stunden stehe ich auf und verlasse den Raum. Im Raum bleibt liegend die Luftmatraze.
Barbara Hindahl (Mannheim)
Istallationskünstlerin, Point-of-View-Arbeiten
Video-Point-of-View-Installation: Inselbilderproduktion
Alexander Horn (Mannheim, Ludwigshafen)
Malerei
Gemälde; kulturelle Konstruktion von Inselbildern, Inbesitznahme von Inseln und Inselsymbole
THE KOI (Berlin) Performance 12.9.08 20 Uhr h7/15
THE KOI zeigt in einer Life-Performance mit dem Titel „out of discourse” akzidentelle Masken und anderen Inselsport.
Artur Kurkowski (Mannheim)
Maler
Zwei der dargestellten Bilder (80 cm x 200 cm) beschäftigen sich inhaltlich mit Langeneß bei Landunter. Hinter der scheinbaren Idylle dieser Landschaftsmalerei verbirgt sich der höhste Wasserstand / die Sturmflut von 1977. Als Vorlage diente mir ein Familienfotoalbum von Anna E. Wilkens. Das dritte Bild (50 cm x 125 cm) dagegen stellt Nordstrandischmoor in der Gegenwart dar. Die zehn einzelnen Bildteile stehen für die zehn deutschen Halligen Inseln. Die Häuser der Halligbewohner stehen auf Warften, so heißen die künstlichen Erdhügel die die Halligbewohner vor der rauen See schützen (rund 40 mal im Jahr deckt das Meer die Hallig zu). Thematisch reizte mich an dieser Darstellungsform der Kampf, der Trotz und letztlich die Anpassung der nordfriesischen Inselbewohner an die Natur. Geschichte: Als Geburtsstunde der Halligen gilt die „Grote Mandränke“, eine Sturmflut im Jahre 1362. Sie verheerte die reiche Küstenstadt Rungholt und sieben weitere Gemeinden, riss 7600 Menschen in den Tod und große Teile des Bodens mit sich fort. Zurück bleiben die ersten Halligen. Im Jahre 1634 suchte die Zweite „Grote Mandränke“ die alte Insel „Strand“ heim: 6 000 Menschen starben, Die Hufeisenförmige Insel wurde weggespült, nur einige kleine Gebiete blieben stehen.
Hallig Nordstrandischmoor; Halligen als idyllische und überspülte Orte
Gabriele Künne (Mannheim, Ludwigshafen, Berlin)
Installationskünstlerin
Installative Arbeit im Außenraum, bestehend aus keramischen Objekten und Pflanzen, die zeichenhaft den Garten als soziale Insel thematisieren.
Reiner Maria Matysik (Berlin)
Installationskünstler
Installation zwischen Lummerland, Kant und künstlicher Inseln mit Tischen, Ventilatoren, Folien und plötzlich erscheinenden Inseln
Pinky &, Dr. Brown (Berlin): Chrish Klose und Thomas Richter
Performance/Aktion: „Dream Baggage”
Aktionskunst – Multiples – Druck auf Leinenbeuteln
Harald Priem (Mannheim)
Malerei, Fotografie
Fotoarbeit „Inselbegabungen” – Dokumentation über inseltypische Tätigkeiten auf der Insel Kalymnos
Ira Schneider (Berlin)
Videokunst, Fotografie
Video: „Manhattan is an Island” und
Video: „Beaches”
Fritz Stier (Mannheim, Viernheim)
Installationskünstler, Maler
Alexander C. Totter (Barcelona)
Fotograf, Installation, Video
Projekt „Drift – Floating Landmarks, Kantstikkur & Co.” auf und um Island
Modell des Projekts in einer Vitrine und dokumentarische Fotos über die Arbeit Vitrinen mit Inselalphabet und Inselwörterbuch – Text auf Muscheln
Konstantin Voit (Mannheim)
Veronika Witte (Berlin)
Videoinstallationen
auf einer Umfrage in Vietnam beruhende Videoarbeit über Umrisslinien geographischer Inseln, die in einem Morphingprogramm übereinander gelegt werden
Jae-Hyun (Lee) Yoo (Berlin)
beschäftigt sich in seiner künstlerischen Arbeit gattungsunspezifisch mit Grenzen und Grenzüberschreitungen im Sinne einer „open identity”
Mitinitiator der internationalen KünstlerInnengruppe Global Alien
Topographisches Modell, Installation
visualisiert auf einer fiktiven Insel Berlin-Korea politische und soziale Grenzen